Journalismus ist für jeden etwas anderes.
Für mich ist es das aufrichtige Interesse
an einer Sache, einer Person, einem Projekt.
Aber nur mit Leidenschaft wird eine Geschichte draus.
Ich wäre dafür die Europäische Hauptstadt
dort zu suchen,
wo das Wetter besser ist. In Brüssel, fürchte ich,
hat das Wetter einen Einfluss darauf, wie dort Politik gemacht wird.
Andre Wilkens,
Direktor der Europäischen Kulturstiftung
Interview für Change, Bertelsmann-Stiftung
Eine Karriere wie meine
kannst du nur machen,
wenn du aus dem Dreck kommst.
Martin Herrenknecht
Unternehmer und Erfinder der weltgrößten Tunnelbohrmaschinen,
Interview für das Grenke-Magazin
Lechts und rinks des
Rheins
Als Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy
2011 in einem Ort logierte, dessen Namen er nicht aussprechen konnte,
sagte er ohne viel nachzudenken:
„Comme je suis en Allemagne ...“ – „Da ich nun in Deutschland bin ...“
Dabei war er, Oh là lá!, im linksrheinischen Truchtersheim im Elsass zu Gast.
Elsass-Ballade
Beitrag für die Landeszentrale für politische
Bildung,
Baden-Württemberg
Ich kann alles, wenn ich will.
Ich habe sechs Jahre gebraucht und hatte 1975
zehn Millionen DM Schulden zurückbezahlt.
Seit dieser Zeit habe ich nie mehr
mit einer Bank über einen Kredit gesprochen.
Wolfgang Grupp
Unternehmer, Interview für Wirtschaft und Weiterbildung
Es existierte zwar kein Businessplan.
Helmut Loschko war Sozialpädagoge,
hatte aber zuvor das Wirtschaftsgymnasium besucht.
Theo Nutz war Finanzbeamter, Walle Sayer, der Dichter,
gelernter Bankkaufmann; Ewald Loschko Architekt.
Die katholische Landjugend gewährte ihnen 5000 Mark als Darlehen.
Die Vereinsmitglieder gaben zwischen 500 und 1.000 Mark dazu.
So kamen 12.000 Mark Anschubfinanzierung zusammen.
Als an einem Montag im Juli, mitten in der Ferienzeit,
um 15 Uhr die Kulturgaststätte Maier eröffnete,
wartete schon eine Gruppe Ministranten am Eingang
– welch wunderbares Abbild des damals herrschenden Leidensdrucks.
Das System kann uns
mal
Beitrag für Wirtschaft im Profil
Elon Musk
says, he feels fear all the time,
however, he believes that his work is too important
to let fear of failure get in his way.
If you believe your work is important enough,
even if you are scared you still keep going.
Amy Wilkinson
Unternehmensberaterin, Interview für Porsche Campus
In New York hätte ich mich auf vier Jahre verpflichten müssen.
Das wollte ich nicht. Ich bin gezielt in die USA und bewusst
nach Lausanne, um Sprachen zu lernen. Mein Vater hat gesagt:
Sprachen sind die Türen des Lebens. Ohne Sprache
ziehen die Leute dich über den Tisch.
Silvio Denz
Investor, Interview für go - take the lead
Die Mittagspause ist den Franzosen heilig.
Sie essen ausgiebig, gönnen sich Dessert und Kaffee.
Ein Deutscher oder Brite legt darauf nicht viel Wert
– bis er bemerkt, dass ihm wichtige Informationen entgehen.
Das Essen dient zur informellen Kommunikation.
Vielfalt als
Bereicherung. Der Europarat in Straßburg.
Artikel für das Haufe-Personalmagazin
Von Ost-Berlin aus gesehen
lag Süddeutschland damals jott-we-de,
janz weit draußen.
Das war wie die Entdeckung eines Erdteils.
Barbara Honigmann,
Schriftstellerin, verließ 1984 die DDR
und zog nach Straßburg; Interview für artur
Es sind Persönlichkeiten wie Simone Veil,
derentwegen wir Frankreich im 20. Jahrhundert
bewundert und nicht selten beneidet haben.
Ein Schwarzweiß-Bild von 1980 zeigt sie bei einer
Bauern-Demonstration in Straßburg, das Megaphon im Anschlag.
„Les combats de Simone Veil“. Die Kämpfe der Simone Veil.
Madame war eine Frauenrechtlerin, die sich auf die
Niederungen der parlamentarischen Politik einließ
und furchtlos für ihre liberalen Überzeugungen einstand.
Eine Kämpferin par
excellence
Nachruf auf Simone Veil für die Jüdische Allgemeine
Unerwartetes kann
passieren,
wenn Menschen allgemein respektiert werden.
So ist Winfried Kretschmann Ministerpräsident geworden.
Niels Van Quaquebeke
Respektforscher und Professor für Führung und Organisationsverhalten,
Interview für das Grenke-Magazin
Hubert Haberbusch erkennt bei seinen Eleven sofort,
ob es einer drauf hat. Isaak Rensing kam 2002 als Wandergeselle
aus dem Münsterland nach Straßburg.
Haberbusch hat ihn damals gleich dabehalten
und aufgebaut, ganz so, wie ein Vater einen Sohn großzieht.
Rensing soll schon bald den Betrieb übernehmen.
Auf dass HH-Services in Straßburg
unfallfrei in die nächste Generation überführt werde.
Kunst am Blech –
die Oldtimer-Werkstatt Haberbusch
Beitrag für Porsche Classic
Eine dicke Haut
lege ich mir nicht zu.
Ich will empfindsam bleiben.
Ihr würdet mich gerne
an die Leine nehmen.
Ich aber hab’ nicht einmal
ein Halsband.
Renate Gradistanac, Bundestagsabgeordnete bis 2009
Er reiste mit Freundin nach New York.
Als artige Französin
gab sie zur Begrüßung dem Rabbi Küsschen links, Küsschen rechts.
Der Rabbi, obschon er einer Frau nicht einmal die Hand geben darf,
blieb gelassen. Natürlich, sagte er später, sei das falsch gewesen.
Aber der weitaus größere Fehler wäre es gewesen, die Frau zu brüskieren.
Ernste Männer mit Bärten und
Hüten:
Sascha Goldbergs Slapstick-Mission
Rezension für Photonews
Stellen wir uns mal ‘ne Sekunde vor,
die Briten erhalten wirklich eine
Europäische Unionsbürgerschaft
– dann gehe ich zum Europäischen Gerichtshof
und sage:
Was die Briten können, kann ich auch.
Dann kriegen wir alle eine Unionsbürgerschaft,
an der Bürgerrechte angedockt sind!
Schwupp, ist sie da, die europäische Republik!
Ulrike Guérot, Autorin des Buchs
„Warum Europa eine Republik werden muss“
Den Spruch von den Alten, die große Augen machen würden,
wenn sie sähen, was aus einer über Jahrhunderte hinweg intakten Landschaft
geworden ist, hört man heutzutage nicht mehr.
Die junge Generation wächst auf mit Zersiedelung, Zweit- und Drittwagen,
verschandelter Landschaft und allgegenwärtigem Lärm.
Und die Hässlichkeit monströser Lagerhallen
ist bei weitem kein rein ästhetisches Problem.
Wer es nicht anders kennt, nimmt das Elend klaglos hin
und macht den Weg frei für ein Immer-weiter-so.
Haut halt Stück um Stück kaputt, es kommt nicht mehr drauf an.
Ahldorf sagt: Es
reicht,
Beitrag für die Südwest Presse
Es gibt Kirchenleute,
die den Flirt mit der Achterbahn
skeptisch sehen.
Ich habe hier kein Heimspiel,
ich muss mich in einem
Wirtschaftsunternehmen bewähren.
Ich habe immer wieder neu erfahren,
dass ich hier willkommen bin
und gebraucht werde.
Martin Lampeitl, Musiker und Diakon,
bis 2020 Zirkuspfarrer im Europapark Rust
35 dürfte nach heutigen Maßstäben ein passendes Alter sein.
Die Unreife der Jugend ist glücklich überstanden,
der Organismus hat Reserven, der ganze Mensch brennt vor Ehrgeiz.
35 sein und in die Ewigkeit hineinleben!
Unverwundbar, unsterblich!
Keine Krankheiten, keine Unglücke und Unfälle!
Ohne Tod kein Massenmord.
Tyrannen bliebe die Unterjochung.
Ich würde gerne so lange endlos geradeausleben,
bis ich zurück in den Siebzigern wäre.
Leben auf das Ende
hin
Essay für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
Mein Job: früher als andere zu erkennen,
was der Kunde außer Lack noch braucht.
Alexander Gissel, bei Wörwag in Zuffenhausen verantwortlich
für Kombinatoriklabor, Analytik, Verfahrens- und Werkstofftechnik
Pointiert, witzig und mitunter böse
beschreibt der Autor in seinem Essay
„Unter Übermüttern und Arschlochkindern.
Vorwärts, seitwärts, rückwärts:
In Deutschland emanzipiert sich die Gesellschaft – vom Kind“
die zahlreichen und ungelösten Ambivalenzen einer postemanzipatorischen Gesellschaft.
In einem Milieu solventer Grossstädter, die Elternschaft als Krönung eines individuellen Lebensentwurfs überhöhen,
scheitert der Traum von Gleichberechtigung in der Familie
meist an den praktischen Fragen der Gleichbepflichtigung.
Mit dem Resultat, dass in den meisten Familien
in puncto Rollenverteilung alles beim Alten bleibt und Frauen,
die sich wirklich emanzipieren wollen,
nur die Wahl bleibt, sich vom Kind zu emanzipieren.
Essay-Preis
2013
Aus der Begründung der Jury
Als ich jung war,
habe ich viele Angebote abgelehnt.
Ich dachte:
Lieber Miese auf dem Konto
als Miese auf der Seele.
Richy Müller, Schauspieler,
Interview für Porsche Campus
Seien Sie höflich, sagen Sie: Bonjour!
Sprechen Sie mit Elsässern ruhig Deutsch.
Und mit Franzosen, wenn’s gar nicht anders geht, Englisch.
Tomi Ungerer, weltbester Elsässer ever, sagte einmal:
„Das Elsass ist ein Eintopf: Kelten, Franken, Römer,
Alemannen, Helveter, Franzosen, Deutsche, Italiener,
Juden haben Spuren hinterlassen.
Kommt einer ohne Arroganz, ist er willkommen.“
111 Orte
Straßburg
Reisebuch, Emons-Verlag
Aus der Liste verschwundener Dinge:
Telegramm
Verlobung
Glühbirne
Showmaster
Samstagabendshow
R4 und Ente
Badekappe
Bielefeld
Unerreichbarkeit
Auf der Abschussliste:
Vollbärte
Smartphone
Ampeln
Diesel
Benziner auch
Aber ja. Dem Alarmismus ist wieder mal nur mit Poesie beizukommen.
Jede kleine Seele hat ihr Gewinde /
aber der Regen, der einmal um die Welt zog /
ist zuverlässig zurückgekommen, um die beengte Erde zu tränken.
Lucien Noullez
Das ist nämlich die andere Wahrheit.
Die Poesie nistet tief in uns und macht,
dass wir jeden Tag trotzdem wieder aufstehen.
Gerade kommt die Nachricht rein, der Wandel sei überraschend abgesagt.
Zu spät. Zu spät. Zu spät. Zu spät.
Eilmeldung aus Genf.
Die Protonenstrahlen im Teilchenbeschleuniger am CERN
haben Erd- und Zeitachse aus den Fugen gekegelt.
Der Bildschirm ist mit einem Mal schwarz.
Haben wir den Strom nicht bezahlt?, fragt der Stift.
Nein, Bub. Change Day!
Die haben uns nach 1989 zurückgeschossen.
Du bist noch gar nicht geboren.
Wir dürfen es noch einmal versuchen.
Second Life, ganz real.
Mit gelbem Telefonhäusle an der Ecke und abends Testbild.
Change Day,
Kolumne für das Grenke-Magazin
Journalismus, das kann – in der Tradition des Soziologen Robert Ezra Park –
das nosing around sein, ein Herumbummeln und Herumschnüffeln im Urbanen.
Im Berlin der Nachwendezeit habe ich nach diesem Vorbild
eine Milieustudie übers Milljöh geschrieben
und als Volontär auf dem Hamburger Kiez eine Reportage.
Dafür gab es jeweils einen Preis.
Gelernt habe ich den Journalismus bei einer kleinen Zeitung,
die von einem kleinen unabhängigen, dem Freisinn verpflichteten Verlag herausgegeben wird.
Preise gewinnt man im Lokalen selten.
Aber man ist näher dran an Ding, Leuten und Nichtereignis als irgendwo sonst.
Zitate aus Interviews und Texten © Jo Berlien
(Arbeitsproben auf Anfrage)